Dr. Abraham Frank von 1867—1872: geboren am 22. Februar 1832 als Sohn des Gelehrten Salomon Frank in And-Beyerland (Holland), besuchte er das Jüdische theologische Seminar und die Universität in Breslau; seine Universitätsstudien schloss er in Leipzig im J. 1863 mit dem philosophischen Doktorat ab; sein Rabbinatszeugnis vom 28. Jänner 1866 bescheinigt ihm umfassende Kenntnisse; er besaß auch Rabbinatszeugnisse von dem Rabbiner des Egerer und Saazer Kreises Moses Sachs in Komotau (1873) und von dem Oberrabbiner zu Dresden und Leipzig Wolf Landau (1875). Zuerst wirkte Abraham Frank in den Jahren 1867—1872 in Saaz; als er am 24. Oktober 1872 — es war Schemini Azeret — von der Gemeinde Saaz Abschied nahm, konnte er u. a. darauf hinweisen, dass die Errichtung des Gotteshauses, das er am 19. März 1872 eingeweiht hatte, wesentlich seiner hingebenden Tätigkeit zuzuschreiben sei. Dann führte ihn der Weg nach Linz in Österreich, wo bis 1861 sich kein Jude niederlassen durfte. Er versah auch die rabbinischen Funktionen in Salzburg, das erst seit 1867 wieder Juden in seinen Mauern zählte. Vor allem hat Abraham Frank den stärksten Anstoß zur Erbauung des ersten Tempels in Linz und damit in Oberösterreich gegeben, der allerdings erst eineinhalb Jahre nach seinem Weggange am 10. Mai 1877 eingeweiht wurde. Anfang Oktober 1875 wurde er zum Rabbiner in Köln a. Rh. gewählt, wo er seine großen Gaben und Fähigkeiten, die in erster Reihe den Fragen der Gegenwart und des praktischen Lebens zugewandt waren, bis zu seinem im November 1917 erfolgten Tode voll entfalten konnte. Neben G. Karpells war er viele Jahre hindurch Vorsitzender des Verbandes der Vereine für jüdische Geschichte und Literatur in Deutschland
Dr. Siegmund Maybaum von 1873- 1881; geboren im Jahre 1844 in Miskolcz (Ungarn), erhielt er seine theologisch-wissenschaftliche Ausbildung im Jüdisch-theologischen Seminar zu Breslau. Er wirkte als Rabbiner zuerst in Also Kubin, hierauf in Saaz, von wo er nach Berlin berufen wurde. Neben seiner rabbinischen Tätigkeit wirkte er seit 1888 als Dozent der Homiletik an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Werke. Seine bekanntesten Schriften sind: „Die Entwicklung des israel. Priestertums“, „Die Entwicklung des israel. Prophetentums“, „Jüdische Homiletik“, „Methodik des jüdischen Religionsunterrichtes“. Seine Predigten liegen in mehreren Bänden vor; als hervorragender Kanzelredner nahm er in Berlin eine führende Stellung ein. Er war viele Jahre Vorsitzender des Rabbinerverbandes für Deutschland und Begründer einer Pensions- und Reliktenkasse. Maybaum starb 1919 in Berlin.
Dr. Aron Baerwald von 1881—1891; geboren am 9. Februar 1854 in Nakel a. d. Netze in Posen. Er besuchte das Gymnasium in Lissa i. P. und genoss dort seinen ersten Talmudunterricht bei seinem Oheim, dem Talmudisten R. Hamburger. 1873 bezog er die Universität Breslau und das Jüdisch-theologische Seminar daselbst. 1877 promovierte er zum Doktor auf Grund seiner Arbeit: „Flavius Josephus in Galiläa“, 1881 wurde er nach bestandenem Rabbinerexamen zum Rabbiner in Saaz erwählt, wo er im 37. Lebensjahre am 3. Jänner 1891 gestorben ist und daselbst beerdigt wurde. — Sein Sohn ist der Münchener Rabbiner Dr. Leo Baerwald.
Dr. Simon Stern von 1891—1930;geboren 11. Feber 1856 in Nova Město n. V. (Slowakei), besuchte die Mittelschule und die theologische Hochschule in Pressburg, die Universität in Wien, Schüler Brentanos und Zimmermanns, übernahm 1880 die Leitung des israel. Knabenwaisenhauses in Prag, wurde 1888 Rb. in Mißlitz, von wo er 1891 nach S. berufen wurde. In seinem Werke: „Religion des Volkes und Religion des Individuums“ zeigt er, wie aus der Religion des Individuums mit dem Zwecke, das Individuum in die ideale Sphäre zu erheben, Religion des Volkes, ein neues Mittel im Kampfe ums Dasein wird. Weitere Werke: „Das europäische Israel.“ „Der Kampf des Rabbiners gegen den Talmud im 17. Jahrhundert“; „Tolstoi, Zola und das Judentum“; verschiedene Aufsätze in drei Jahrgängen der „Jüdischen Chronik“, deren Redakteur er war. Er war mehrere Jahre Obmann des Rabbinerverbandes in Böhmen und Mitglied des Obersten Rates; am 29. August 1930 gestorben und hier beerdigt.
Dr. Heinrich Schwenger aus Kejžlitz bei Humpoletz (Böhmen), absolvierte das Gymnasium in Prag, oblag den philosophischen und theologischen Studien an der Universität und an der israel. theol. Lehranstalt in Wien, wo er den philosophischen Doktorgrad und das Rabbinatsdiplom erwarb. Erschienene wissenschaftliche Arbeiten: „Die Technologie und Terminologie des Beleuchtungswesens in der Mischna,“ „Die Kosmologie des Maimonides,“ „Die Art des Rezitierens des Schema, insbesondere im Punkte pores al Schema, von den Anfängen bis hinab zu den Decisoren,“ „Die Geschichte der Juden in Lundenburg,“ „Über die zweite Ansiedlung der Juden in Lundenburg,“ „Die jüdische Schule in Lundenburg,“ „Die Namensgebung der Juden in Kostel im Jahre 1787,“ „Cechische und slawische Erklärungen in rabbinischen Schriften;“ wirkte als Rabinerb. und Religionslehrer von 1907 bis 1911 in Neuhaus (Böhmen), von 1911 bis 1931 in Lundenburg (Mähren), seit 1. August 1931 in Saaz.bis 1938 und starb in Lodz 1942.