Ab 1850 ließen sich seit 200 Jahren wieder jüdische Familien in der wirtschaftlich aufstrebenden Stadt Saaz nieder. Gottesdienst feierte man anfangs in einem Wohnhaus. Der Betsaal befand sich im Haus Nr. 638 der Prager Straße, die von der Drehscheibe in Richtung Kloster (später Schillergasse, heute Obránců míru) führte. 1863 war das jüdische Leben in Saaz bereits so angewachsen, dass man die Verlegung der Synagoge von Libotschan nach Saaz beschloss. In einem Protokoll heißt es: „Am 15. März 1863 wurden von sämtlichen in Libotschan, Neusattl Dehlau und Saaz wohnenden Mitgliedern der Kirchengemeinde Libotschan der Beschluss gefasst, die in Libotschan bestehende Synagoge aufzulassen und nach Saaz in ein anzukaufendes Haus zu übertragen. Infolge dieses Beschlusses wurde das Haus Nr. 638 in Saaz angekauft.“ m folgenden Jahr wurden die rituellen Einrichtungen der aufgelassenen Libotschaner Synagoge, wie etwa die heiligen Tora-Rollen, nach Saaz in die Prager Gasse 638 übertragen. Da die Zahl der Gemeindemitglieder weiter wuchs, entschloss man sich schließlich, in Saaz eine große Synagoge zu errichten. Dazu erwarb man das Haus Nr. 200 in der Langen Gasse, das aus einem Wohnhaus und Nebengebäuden bestand. Letztere wurden abgerissen und zur Baustelle für die Synagoge bestimmt.
Der Bau im byzantinischen Stil wurde 1871 nach den Plänen des Baumeisters Johann Staniek (Staněk) begonnen und am 19. März 1872 vom Rabbiner Dr. Abraham Frank eingeweiht. Es war die zweitgrößte Synagoge Tschechiens und wegen ihrer hervorragenden Akustik berühmt. 1911 wurde sie renoviert und auf Kosten der Familien Alois und Fanny Löbl sowie Karl und Anna Glaser komplett mit Wandmalereien ausgestattet. nnerhalb von vier Jahrzehnten stieg die Zahl der jüdischen Bewohner in Saaz auf über 1.200. Entsprechend wuchsen die Aktivitäten der jüdischen Gemeinde. 1869 ließ sie einen israelitischen Friedhof an der Trnowaner Straße anlegen. Bis dahin standen Judenfriedhöfe nur in den Dörfern Tscheraditz, Liebeschitz u. a. o. zur Verfügung. Im gleichen Jahr konstituierte sich eine Beerdigungsbrüderschaft.
Seit Mitte der 1880er Jahre wurden antijüdische Tendenzen auch in Saaz wieder spürbar. Sie hatten eine andere Qualität, als der wirtschaftlich und religiös begründete Antijudaismus des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Der jetzt aufkommende Antisemitismus war eine rassistisch-biologistische Ideologie, die sich zwar gerne älterer ökonomischer Ressentiments bediente, sich aber nicht mit Vertreibung begnügen wollte, sondern auf Vernichtung aus war. Der erste Weltkrieg forderte Opfer auch aus der jüdischen Gemeinde in Saaz. Viele jüdische Mitbürger kehren auch mit hohen Kriegsauszeichnungen zurück. Ihr patriotisches, soziales und kulturelles Engagement schützte die Juden jedoch nicht vor antisemitischem Hass. Schon vor der Jahrhundertwende war es in Saaz zu antijüdischer Hetze gekommen, zunächst nur von einigen Radikalen. Diese Klimaverschlechterung gab aber wohl manchen in der Gemeinde zu denken. Seit 1900 ist eine jüdische Abwanderung zu vermerken: Wurden in diesem Jahr noch 1241 jüdische Einwohner gezählt, so waren es 1930 nur noch 924 Einwohner.“ Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im „Sudetenland“ wurde die jüdische Bevölkerung systematisch vertrieben und schließlich vernichtet. Nur einen Monat nach dem Einmarsch der Wehrmacht gab die sogenannten „Reichskristallnacht“ den Auftakt dazu.
Am Abend des 9. November 1938 zündete ein Nazi-Mob die Synagoge an, doch die Saazer Feuerwehr verhinderte mit Rücksicht auf die Nachbarhäuser die völlige Zerstörung. Seitdem hat sie nie wieder ihrem ursprünglichen Zweck gedient. Während des zweiten Weltkriegs wurde sie als Lazarett und Hilfsschule benutzt. Damals wurde der brandgeschädigte Innenraum total verwüstet, auch die Orgel verschwand. Nach den Krieg diente die Synagoge als Lager für landwirtschaftliche Güter. Heute ist sie in Privatbesitz und bisher nur außen renoviert .Wenige jüdische Bürger von Saaz überlebten den Holocaust, so Otto Beck, der aus Auschwitz zurückkam. Die meisten Heimkehrer wanderten jedoch bis 1949 nach Israel oder in andere westliche Staaten aus. Die Gebliebenen fanden sich zu einer neuen israelitischen Gemeinde unter dem Vorsitz von Karel Körper († 1950) zusammen. 1947 wurde die israelische Kultusgemeinde Saaz wieder staatlich anerkannt. Bis 1954 fanden regelmäßig Gottesdienste im Gebäude neben der Synagoge statt, wo sich früher die jüdische Schule und das Rabbinat befanden. Jindřich Kohn († 1955) war „Vorsager“ (Vorleser aus der Thora).
Leider sind keine Dokumente aus der kommunistischen Zeit erhalten. Was wir wissen, stammt aus mündlicher Überlieferung. Die Gebliebenen fanden sich zu einer neuen israelitischen Gemeinde unter dem Vorsitz von Karel Körper († 1950) zusammen. 1947 wurde die israelische Kultusgemeinde Saaz wieder staatlich anerkannt. Bis 1954 fanden regelmäßig Gottesdienste im Gebäude neben der Synagoge statt, wo sich früher die jüdische Schule und das Rabbinat befanden. Jindřich Kohn († 1955) war „Vorsager“ (Vorleser aus der Thora). Später vertrat Otto Beck die Gemeinde, bis er 1976 starb.
1961 gab es nur noch drei jüdische Gemeinden in Böhmen: Prag, Pilsen und Aussig. Nach der Wende organisierten sie sich in der „Föderation jüdischer Gemeinden in der Tschechischen Republik“. Heute sind wieder zehn Gemeinden aktiv. Für Saaz ist die Gemeinde Teplitz zuständig, zu der 121 Mitglieder gehören. In Saaz leben davon nur noch die Enkeltöchter von Otto Beck mit ihren Kindern Gabriela und Renata Beck.
Quellen: Ernst Mändl/ Heinrich Schwenger: Die Geschichte der Juden in Saaz, in: Hugo Gold (Hg.), Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart, Brünn 1929-1934