Luftbrücke Saaz-Ekron Sommer 1948, Operation Navot

Mitte Juni bis Mitte Juli 1948
Von RNDr.Zdeněk Klima

Besatzung vom Flugzeugkapitän N. Moonitz vor dem Bomber B-17G „Flying Fortress“ auf dem Militärflugplatz bei Saaz , angeblich vor ihrem Kampfflug am 15. VII. 1948; im Hintergrund ein Frachtflugzeug C-46A „Commando“ Foto: Courtesy of the I.A.F. and I.D.F. Archives

Die Operation „Navot“ war der erste Einsatz von drei viermotorigen Bombenflugzeugen B-17G „Flying Fortress“ in den israelischen Diensten  während des Unabhängigkeitskrieges.
Nach einem dreitägigen Etappen-Flug aus den USA landeten am 15. VI. 1948 drei Flugzeuge B-17G „Flying Fortress“ auf dem Militärflugplatz bei Saaz. Die Flugzeuge mit ihren Besatzungen unter den Flugkapitänen N. Lee, H. Rothstein und J. Bean waren in einem demilitarisierten Nachkriegszustand ( ohne Bewaffnung und Kampfausrüstung) für Transportflüge geeignet. Es war also nötig, sie in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Ihr Zweck war, mit ihnen nach Israel zu fliegen und schon während dieses Flugs Ziele in Ägypten zu bombardieren.
Im Laufe des nächsten Monats gelang es mit tschechischer Hilfe, die Flugzeuge wieder provisorisch als Bombenflugzeuge in Betrieb zu nehmen, Besatzungen zusammenzustellen sowie die ganze Operation zu planen und koordinieren. Am Donnerstag, den 15. VII. 1948 starteten von Flugplatz alle drei „Fliegenden Festungen“, aufgerüstet mit den von Nazisten übrig gebliebenen Bomben und Waffen. Nach siebeneinhalb Flugstunden trennten sie sich über Kreta. Zwei Maschinen steuerten direkt auf die Halbinsel Sinai zu.

 

Die Saazer und die tschechoslowakische Militärhilfe für Israel

Drei Bomber B-17G „Flying Fortress“ auf dem Militärflugplatz bei Saaz: Blick aus dem Cockpit des Frachtflugzeugs C-46A „Commando“, wahrscheinlich Ende Juni 1948

Über die Gründe des Aufenthaltes mehrerer Dutzend Ausländer in der damals 13 000 Einwohner zählenden Bezirksstadt Saaz und ihrer Aktivitäten auf dem nahen Militärflugplatz hatten von Amtswegen der Vorsitzender des Nationalbezirksausschusses Jan Zicha und gleichzeitig sein Sicherheitsreferent, der Saazer Bezirksbe¬fehlshaber der SNB (Korps der Nationalen Sicherheit, sinngemäß tschechoslowakische „Volkspolizei“ nach den Krieg ) Oberleutnant František Janura, der Leiter des Zollamtes Vojtěch Toufar und sein Mitarbeiter Václav Klepáč genaue Kenntnis. Beim Bodenpersonal am Flugplatz arbeiteten in israelischen Diensten zwei Saazer Bürger, Richard Popper und Rudolf Schenk, beide tschechoslowakische Juden, die den Krieg in Großbritannien überlebt hatten und jetzt Nachkriegsmitglieder der israelitischen Gemeinde waren. Bescheid wussten auch die Angestellten der Hotels, in denen das Auslandspersonal in den israelischen Diensten  untergebracht war: im Hotel „Stalingrad“ war das der Pächter Norbert Svatoš mit seiner Familie und der Portier Karel Trätz, im Hotel „Zlatý anděl“ (Goldener Engel) der Nationalverwalter Otto Pejša.

Richard Popper (links) und Rudolf Schenk (rechts), in der Prager Straße Na příkopě, Sommer/Herbst 1948

MUDr. Vítězlav Schöngut mit seine Ehefrau Joan Nancy nach seiner Promotion an der Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag am 23. Mai 1946

Im Falle einer Erkrankung oder Verletzung des Auslandspersonals gewährte das Saazer Krankenhaus auf seiner chirurgischen (Chefarzt MUDr. Viktor Wachtfeidl) und internistischen (Chefarzt MUDr. Václav Mareček) Abteilung die notwendige ambulante Betreuung oder stationäre Behandlung. Dank seinen Englischkenntnissen nahm MUDr. Vítězslav SCHÖNGUT  Anteil auch an der Kur des Auslandspersonal.

 

 

Karel Körper, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Saaz nach den Krieg, mit seiner Frau Hermina.

Otto Beck, Kantor der Saazer Jüdischen Gemeinde nach dem Krieg

Welche Rolle damals die Jüdische Gemeinde (unter ihrem Vorsitzenden Karel Körper) hinsichtlich der Aktivitäten zu Gunsten Israels spielte, ist unklar. Einige Gemeindemitglieder (z. B. der Hopfenkaufmann Otto Beck) hatten persönliche Kontakte zum Auslandspersonal und besorgten auf Verlangen Warenartikel (persönliche Waffen, Werkzeuge und Konsumgüter) für sie. In Saaz gab es auch, zumindest im August 1948, die Anwerbung der Soldaten für eine neu gegründete Brigade der jüdischen Freiwilligen.  Einer von ihnen war Nikolaj Budaj, der Nationalverwalter des Friseurgeschäftes in Saaz:  er sollte sich am 21. VIII. 1948 im Aufnahmezentrum in Hranice (Mährisch Weißkirchen) zur militärischen Ausbildung für den Staat Israel einfinden.