Die Juden in Libotschan (bei Saaz)

Die Synagoge von Libotschan (Regionalmuseum Saaz)

Nach den frühesten Aufzeichnungen der Juden lebten in Libotschan 1724 drei jüdische Familien, seit 1703 hatte sie dort ein Gebetshaus. Ende des 18. Jahrhunderts stieg ihre Zahl um eine Familie. Libotschan, nur 4 Kilometer von Saaz entfernt, gehörte damals zum Rabinat Postelberg. Die Libotschaner Matrikel wurden seit 1827 geführt, in dem zugehörigen Neusattl schon seit 1800.

Im Jahre 1836 wurde in der Nähe der jüdischen Häuser eine Synagoge erbaut. Außer dem Gebetssaal im ersten Stock befand sich dort im Erdgeschoss eine Wohnung für den Synagogendiener. Das Grundstück für den Bau des Tempels mit einer Fläche von 26 x 58 m war 1834 von Mitgliedern der jüdischen Gemeinden Libotschan, Neusattl und Pröhlig von Josef Streiter aus Schwarzenfeld gekauft worden. Vorher hatte zum gemeinsamen Gebet wahrscheinlich eine Privatwohnung gedient.

Ihre Toten begruben die Libotschaner Juden seit 1837 auf dem damals errichteten Friedhof in Tscheraditz am Bach Liboc. Wo sie vorher beerdigt wurden, ist nicht bekannt. Der Friedhof ist heute verwüstet, mit Gebüsch bewachsen und die Grabsteine sind verschwunden.

Infolge der bürgerlichen Gleichstellung der Juden 1848 sind viele jüdische Familien in die großen Städte umgezogen, die meisten in das nahe Saaz. Wie aus den Einträgen der Grundbücher ersichtlich ist, haben die Juden dort danach folgende Häuser besessen oder gemietet: Nr. 9 (Lederer), Nr. 11 (Wetzler), Nr. 13 Schmiede (Wetzler) Nr. 19 (Stein), Nr. 28 (Heller), Nr. 29 (Fischer), Nr. 31 (Keil), Nr. 43. (Löwi), Nr. 48 (Porges).

Am 15. März 1863 löste sich die Libotschaner Kultusgemeinde auf und schloss sich der Saazer Gemeinde an. Aus der Libotschaner Synagoge wurde danach ein Wohnhaus, das um 1964 einstürzte.

Quelle: www.libocany.cz, die offizielle Homepage von Libotschan, dort „Informace o obci – Historie – Kronika v datech [Chronik der Jahre] 1798-1918“, verantwortlich Antonín Meder | Ernst Mändl/ Heinrich Schwenger: Die Geschichte der Juden in Saaz, in: Hugo Gold (Hg.), Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart, Brünn 1929-1934.

Todesanzeige des Saazer Firmengründers Jakob Herrmann, dessen Familie aus Libotschan stammt (Petr Brod)

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