Der jüdische Friedhof in Saaz

Eingangsportal mit Glasüberdachung ca. 1900 (Regional.Museum Saaz)

Die Stelle, wo sich im Mittelalter der jüdische Friedhof befand, konnte bis zum heutigen Tage, auch durch archäologische Untersuchungen, nicht genau ermittelt werden. Wahrscheinlich lag er in der nördlichen Vorstadt unweit der Eger. Er ist verschwunden, nachdem in Saaz keine Juden mehr geduldet wurden.

Nach der Neugründung der jüdischen Gemeinde in Saaz wurde 1869 ein israelitischer Friedhof in der damaligen Trnowaner Straße (heute Pražská ulice) angelegt. Regina Glaser bekam als erste ein Grab auf dem neuen Gottesacker. 1880 wurde dort ein Haus mit Wohnung für den Totengräber gebaut, 1902 ließ die Familie Sofie und Leopolt Bechert auf eigene Kosten eine Zeremonienhalle errichten.

 

Das alte Tor zum Friedhof in Saaz (Regionalmuseum Saaz)

Zwischen 1896 und 1949 wurden hier 705 Juden beerdigt. Die letzte Beerdigung vor dem Zweiten Weltkrieg fand am 8. Februar 1939 statt. In den Jahren 1939-1945 wurde der Friedhof von den Nazis „liquidiert“ und verwüstet, das gläserne Eingangsportal abgerissen. Die Grabsteine wurden entfernt und in der benachbarten SS-Kaserne gelagert. Aus einigen machte man Pfosten, die noch bis 1983 vor der Kaserne standen. Die anderen verschwanden in kommunistischer Zeit nach und nach. Das Friedhofsareal diente in der NS-Zeit als Parkplatz.

Nach der Befreiung 1945 wurde der Friedhof von den wenigen Überlebenden der Jüdischen Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten wieder hergestellt. Bis 1949 fanden hier noch acht Beerdigungen statt. Damit enden die Einträge in den Matrikeln der Jüdischen Gemeinde Saaz. Der Friedhof verkam danach erneut. Die Wohnung des Totengräbers wurde an einen Häusler vermietet, der den Gottesacker zur Geflügel- und Kleinviehhaltung nutzte..

Neueröffnung und Enthüllung einer Gedenkplatte auf dem Jüdischen Friedhof in Saaz am 10. September 2004 (Privatarchiv)

Erst in den 90er Jahren, seit die Jüdische Gemeinde Teplitz die Saazer Gegend mitbetreut, begann man den Friedhof herzurichten. Im September 2004, anlässlich der Tausendjahrfeier der Stadt Saaz, wurde der renovierte Friedhof feierlich wiedereröffnet. Dabei wurde eine Gedenkplatte für die jüdischen Opfer eingeweiht, die der deutsche Förderverein Saaz|Žatec e. V. gestiftet hat. Dieser will in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Verein der Landsleuten und Freunde der Stadt Žatec sowie der Jüdischen Gemeinde Teplitz (Teplice) die Geschichte der Juden von Saaz wieder lebendig werden lassen. Zu diesem Projekt gehört außer der Pflege des Friedhofs auch die gegenwärtige Ausstellung in der Synagoge

Eingang Gesantsicht heute

Quelle: Jüdische Gemeindematrikel von Saaz im Nationalarchiv Prag,  Erinnerungen von J. Řanek, Saaz und Jiři Fiedler

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